Am Montag wurde der zur Tönnies Gruppe zählende, größte Schweineschlachthof in Schleswig-Holstein für mehrere Stunden lahm gelegt, ein Wimpernschlag im Schlachtalltag wenn man bedenkt, dass dort täglich ca. 4.000 bis 5.000 Tiere geschlachtet werden.
Die Initiative kam vom Bündnis Gemeinsam Gegen Die Tierindustrie, und natürlich war die Aktion provozierend, aber die Aktivisten*innen waren alle friedlich und haben jede*r für sich viel auf sich genommen und riskiert, um den Tieren ihre Stimme zu geben. Ziel der Aktion war, erneut Aufmerksamkeit auf die systematische Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur hinzuweisen, die dieser und ähnliche Schlachthöfe zu verantworten haben – und sich für die Umwandlung hin zu einer nachhaltigen Agrarwende einzusetzen.
Durch die Blockade mussten ankommende Fahrzeuge warten und die Schweine länger als notwendig in den Transportern bleiben. Das ist eine Zwickmühle und keine leichte Entscheidung für die Aktivisten*innen. Erstaunlich ist nur, dass das Wohl der Tiere plötzlich so stark im Fokus der Schweinezüchter stand. Die hatten kurzfristig zu einer Gegendemonstration aufgerufen und erschienen immer zahlreicher mit Treibpaddeln – und den Worten an die Polizei „macht Pause, dann regeln wir das“. Ein beängstigender Mob formierte sich, ohne Einhaltung jeglicher Abstandsregeln und ich möchte nicht wissen, was passiert wäre, wenn die Polizei sie nicht zurück gehalten hätte.
Das Ding ist nur, dass sich die Initiative und diese Aktion gar nicht gegen sie als Landwirt*innen gerichtet hat, sondern gegen Konzerne wie Tönnies. Denn diese basieren auf einem System der Ausbeutung von Menschen, Tieren und der Umwelt, ein System das letztendlich auch die „kleinen“ Bäuerinnen und Bauern kaputt macht.
Warum wurde die „Produktion“ von Schweinen nicht nach der ersten Welle der Pandemie runtergefahren, wo doch abzusehen war, dass das eskalieren könnte und die Ställe überfüllt sein werden? Sollten wir aus Corona nicht endlich lernen, dass dieses ausbeuterische System auch uns krank macht? Dass wir eine Agrarwende brauchen, mit einem Ausstieg aus der Tierindustrie und mit zukunftsfähigen Alternativen hin zu einer pflanzlichen Ernährung, die alle satt macht.
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