Im Oktober 2019 haben Aktivist:innen der Gruppe TearDownTönnies den Betrieb im Schlachthof Tönnies in Kellinghusen für mehrere Stunden gestoppt. Ziel war, auf die schlechten Arbeitsbedingungen für die dort arbeitenden Menschen, das unendliche Leid der Tiere und die Klima- und Umweltbelastung aufmerksam zu machen.
Nun fordert Tönnies Schadensersatz von einzelnen Aktivist:innen und gestern fand ein Prozess gegen eine von ihnen im Landgericht Kiel statt. Der Konzern verlangt 15.000 Euro von ihr.
Aber hier geht es um viel mehr, nämlich den Widerstand und die berechtigte Kritik mundtot zu machen. Das wird nicht gelingen. Gegenüber vom Landgericht hatten sich Menschen versammelt, um der Aktivistin beizustehen und um zu zeigen, dass der Kampf gegen die systematische Ausbeutung von Mensch und Tier weitergeht.
Denn das System Tönnies ist kriminell – und nicht die Menschen, die ihre Stimme dagegen erheben.
Ich bin in Mettenhof inmitten eines Hochhauskomplexes aufgewachsen und wir hatten damals einen Kleingarten im Prüner Schlag. Das ist schon sehr, sehr lange her, aber ich kann mich noch gut an die selbstgemachte Stachelbeergrütze errinnern, die meine Mutter aus der eigenen Ernte gemacht hat. Auch wenn wir den Garten später aufgeben mussten und ich nie wieder dort war, gehörte dieses Fleckchen Erde doch irgendwie immer zu Kiel und damit auch zu mir.
Im Lauf der letzten Jahre wurde dieser Ort, Oase für viele Tiere und Naherholungsfläche für Menschen, für den Bau eines Möbelhauses platt gemacht. Das allein ist schon unverständlich und sehr traurig. Aber es ist nicht mehr hinnehmbar, dass Möbel Höffner nun auch noch mit einer Arroganz und Gleichgültigkeit über die ausgewiesenen ökologischen Ausgleichsflächen drüber walzt, mit der Begründung, ein Baggerfahrer sei derart in Schwung gewesen, dass er gleich das ganze „Grünzeug“ weggeholzt habe.
Am Montag wurde der zur Tönnies Gruppe zählende, größte Schweineschlachthof in Schleswig-Holstein für mehrere Stunden lahm gelegt, ein Wimpernschlag im Schlachtalltag wenn man bedenkt, dass dort täglich ca. 4.000 bis 5.000 Tiere geschlachtet werden.
Die Initiative kam vom Bündnis Gemeinsam Gegen Die Tierindustrie, und natürlich war die Aktion provozierend, aber die Aktivisten*innen waren alle friedlich und haben jede*r für sich viel auf sich genommen und riskiert, um den Tieren ihre Stimme zu geben. Ziel der Aktion war, erneut Aufmerksamkeit auf die systematische Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur hinzuweisen, die dieser und ähnliche Schlachthöfe zu verantworten haben – und sich für die Umwandlung hin zu einer nachhaltigen Agrarwende einzusetzen.
Durch die Blockade mussten ankommende Fahrzeuge warten und die Schweine länger als notwendig in den Transportern bleiben. Das ist eine Zwickmühle und keine leichte Entscheidung für die Aktivisten*innen. Erstaunlich ist nur, dass das Wohl der Tiere plötzlich so stark im Fokus der Schweinezüchter stand. Die hatten kurzfristig zu einer Gegendemonstration aufgerufen und erschienen immer zahlreicher mit Treibpaddeln – und den Worten an die Polizei „macht Pause, dann regeln wir das“. Ein beängstigender Mob formierte sich, ohne Einhaltung jeglicher Abstandsregeln und ich möchte nicht wissen, was passiert wäre, wenn die Polizei sie nicht zurück gehalten hätte.
Das Ding ist nur, dass sich die Initiative und diese Aktion gar nicht gegen sie als Landwirt*innen gerichtet hat, sondern gegen Konzerne wie Tönnies. Denn diese basieren auf einem System der Ausbeutung von Menschen, Tieren und der Umwelt, ein System das letztendlich auch die „kleinen“ Bäuerinnen und Bauern kaputt macht.
Warum wurde die „Produktion“ von Schweinen nicht nach der ersten Welle der Pandemie runtergefahren, wo doch abzusehen war, dass das eskalieren könnte und die Ställe überfüllt sein werden? Sollten wir aus Corona nicht endlich lernen, dass dieses ausbeuterische System auch uns krank macht? Dass wir eine Agrarwende brauchen, mit einem Ausstieg aus der Tierindustrie und mit zukunftsfähigen Alternativen hin zu einer pflanzlichen Ernährung, die alle satt macht.
Last October, animal rights and climate activists of the action group “Tear Down Tönnies” blocked a slaughterhouse belonging to the Tönnies coperation for about 11 hours.
Their goal was to shine a light on the bad working conditions, the endless suffering of the animals and the climate- and environmental burden.
Now, Tönnies is claiming a compensation of around 40.000 Euro from those activists. But they won’t be intimidated and are ready to face them in court.
Two weeks ago, around 200 people came together in the city of Kellinghusen, where the slaughterhouse is located, to once again demonstrate against the corporation and show support for the ones being charged right now.
And to criticize this System, which is the criminal one – and not the activists, who are raising their voices against it.
Ein Foto aus meinem Projekt „We See You.“ ist gerade im aktuellen Photonews-Forum „Bruder Tier“ erschienen:
„Der Legende nach sprach der Heilige Franziskus mit den Tieren und ermahnte seine Mitmenschen, Tiere als Gottesgeschöpfe, als „Brüder“ (Schwestern) zu achten. Doch wie ambivalent unser Verhältnis zu Tieren ist, zeigen eindrücklich die vielen Einsendungen der Photonews-Leser und Leserinnen.“
Zulu treffe ich manchmal morgens beim Hundespaziergang – so schöne und sanfte Wesen. Mit dem sogenannten Saugentwöhner, den Zulu in der Nase trägt, werden Kälber daran gehindert bei ihren Müttern die für sie bestimmte Milch zu trinken – unfassbar, was Mensch sich alles einfallen lässt, um aus unseren Mitgeschöpfen Profit zu schlagen.
Und wir regen uns auf, wenn wir mal eine Maske tragen müssen.
Fast 2000 Leute haben am Samstag Sturm und Regen in Kiel getrotzt und sind für die Abschaffung von Tierversuchen und die Schließung des LPT Labor Gut Löhndorf auf die Straße gegangen.
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